Scannen - Erkennen?

• Feb 5, 2012 - 18:02

Ich bearbeite häuftg alle möglichen Sätze für Klavier. Dafür wäre es sehr hilfreich eine Notenerkennung (OCR) zu haben. Ist überhaupt eine Scan-Funktion für muse score zu erwarten? Evtl. als Plug in? Oder hat jemand eine Idee, wie ich Noten (auch z.B. als pdf-Datei) zum Bearbeiten importieren kann? Ich möchte gern in Muse score weiterarbeiten (da ich diese für sehr übersichtlich und Anwender-orientiert halte und nicht eine neue Software benutzen (wo ich wieder mal neu mich einarbeiten müsste...).


Comments

In reply to by Jojo-Schmitz

erst einmal herzlichen Dank für Deine prompte Antwort. ich habe audiveris-4.1-beta-full-10120201.zip (von Kenai vor 4 Tagen ins Netz gestellt) heruntergeladen und die beiliegende Batch-Datei (*.bat) gestartet. Es begannt dann eine Installation auf der System-Ebene(cmd...) . Dann bekam ich die Fehlermeldung, daß bestimmte Musiksymbole nicht installiert seien, dies aber nötig wäre ...
Dann wollte ich wieder deinstallieren, habe keine Deinstallatinsroutine (Systemsteuerung WIN 7 pro 64) gefunden. Eine Kenai- bzw. audiveris-Software scheint auf meinem Rechner keinen Ordner hinterlassen zu haben. --Obwohl das Audioverisprogramm startete und das Startfenster des Programms sich öffnete, nachdem ich die Meldung "Musiksymbole sind nicht installiert" weggeklickt hatte!!!
. - Nun bin ich ratlos --- Ist es vielleicht so, daß audioveris nur nach einem jeweiligen Start des batchprogramms resident installiert wird?? Gibt es keine *js?
Habe bisher noch keine Deinstallationsanweisung (bzw. auch Installationshinweis) gefunden... Ich hatte gedacht, es wird lediglich eine *.js heruntergeladen.... ???
Habe gedacht, wird eine einfache Übung - nun scheine ich erhebliche Arbeit zu haben. Kannst Du mir sagen, wie ich vorgehen muss?

lieben Gruß

Ich habe ähnliche Probleme und heute erstmals Audiveris an vierstimmigen Chorsatz (vier Notenzeilen SATB) intensiver getestet. Das Ergebnis war sehr enttäuschend, obwohl die Aufgabenstellung doch eigentlich denkbar einfach war. Ich vermute mal, dass Audiveris kaum Kontextinformation verwertet. Es war auffällig, dass Takte oft nicht ganz gefüllt oder überfüllt waren, obwohl nur eine Stimme im Notensystem war. Ich hatte den Eindruck, dass die Notendatei, die ich (nach einigem Überarbeiten) in MuseScore geladen hatte, völlig vermukst war; ich hab's jedenfalls nicht hnibekommen und die Sache nachher komplett manuell eingegeben.

Gibt es leistungsfähigeres Musik-OCR (ggf. gegen Geld)? Was sind eure Erfherungen? Das Nachbearbeiten in MuseScore ist m.E. immer Murks. Wenn nicht alles von Anfang an mit Sinn + Verstand eingegeben wird, ist es mit MuseScore immer schwierig (?).

In reply to by Jojo-Schmitz

Den Artikel in der englischen Wikipedia habe ich gelesen. Mir geht es aber um praktische Erfahrungen den OCR-Programmen und eine Bewertung, und diese wird dort nicht vermittelt. Der Artikel in Wikipedia ist sehr kurz und neutral; für praktische Belange bringt er nicht viel.

In reply to by whugemann

Liebe Leute,

über meine praktischen Erfahrungen mit den OMR-Programmen könnte ich ein Buch schreiben. Als professioneller Musiker arbeite täglich mit Notationssoftware. In den letzten zwei Jahren benutze ich hauptsächlich Musescore. Früher waren das Sibelius und Finale...

Erstmal ein paar wichtige Anmerkungen zum Thema "OMR"(Optical music recognition):
a) es gibt, im Gegensatz zum OCR, nur wenige kommerzielle Produkte auf dem Markt, im Open-source-Bereich - nur Audiveris (mehr dazu in meinem nächsten Post).
b) kommerzielle OMR-Software läuft fast ausschließlich unter Windows. Für mich stellt das ein Problem dar, weil ich nur Linux und Mac OS X benutze.
c) kommerzielle OMR-Software kommt meistens mit einem Notensatz-Programm zusammen. Daher werden die erkannten Partituren im Format des jeweiligen Notensatzprogramms ausgegeben. Um sie als MusicXML zu bekommen, muss man weitere Konvertierungsschritte vornehmen.
d) erkannte Partituren müssen immer manuell nachgebessert werden, mal mehr mal weniger. Das hängt stark davon ab, wie komplex die jeweilige Partitur ist.

Nun kommt meine persönliche Liste der OMR-Software mit dazu gehörigen Kommentaren:

* Neurotron Photoscore - vielleicht zurzeit das beste OMR-Produkt auf dem Markt. Es verwendet sowohl Neurotron's eigene Erkennungsengine "OmniScore" als Graham Johnes' "Liszt". Es kommt mit einem sehr guten Editor im Sibelius-Stil. Es läuft unter Windows und Mac OS X.

* SharpEye - verwenden die derzeit beste OMR-Engine namens "Liszt". Die Schwachstelle von SharpEye ist definitiv sein Noteneditor. Der Entwickler, Graham Johnes, habe eine Version für Linux entwickelt. Jedoch, aufgrund mangelnden Interesses wurde diese nie veröffentlicht.

* Capella-Scan - kommt mit dem Notensatzprogramm "Capella" zusammen. Es erkennt einfache Partituren sehr gut. Bei komplexen Chorsätzen steigt die Anzahl der Fehler erheblich. Es verfügt über einige sehr sinvolle Funktionen, wie z.B. teilweise Extraktion von Musikinformation. Es gibt Dateien in CapXML-Format aus. Aufgrund der Tatsache, dass CapXML eine vereinfachte Variante von MusicXML ist, können diese Partituren ohne weitere Konvertierungsschritte in Musescore importiert werden.

* Smartscore - nicht getestet.
* OMeR by Myriad - liefert schlechtere Ergebnisse als Audiveris.

Das war praktisch alles, was an OMR-Software angeboten wird.

Zum Schluss ein paar Tipps und Tricks aus meiner Erfahrung:
--> ich prüfe zuerst, ob der Einsatz von OMR sinnvoll ist. Im Fall eines Klaviersatzes funktioniert die manuelle Eingabe meistens viel schneller.
--> ich achte immer auf die Vorgaben hinsichtlich der Scannerauflösung: sie soll zwischen 150-300 dpi liegen, bei Orchesterpartituren und Kleinschrift - etwa bei 500 dpi. Immer schön darauf achten, dass die Notenschrift nicht verdreht, verschwommen oder irgendwie anderweitig verzerrt ist! Auflösungen niedriger als 150 dpi oder mehr als 600 dpi führen meistens zu schlechten Ergebnissen.
--> bei Chorsätzen ist es sinnvoll, den (meistens fehlerhaft erkannten) Liedtext neu einzugeben. Capella-Scan bietet dafür die Möglichkeit, nur Töne zu erkennen. Dasselbe Prinzip gilt für die Artikulationszeichen...

Viele Spaß
Liebe Grüße
Maxim

P.S: ein Produkt habe ich ganz vergessen - PDFtoMusic Pro von Myriad. Es funktioniert fast perfekt für alle Noten im PDF-Format, die mit einem Notensatzprogramm erstellt worden sind. In diesem Fall werden Partituren nicht als Pixelgrafik, sondern als eine Reihe von primitiven Verktorobjekten wie Kreise, Bögen, Linien usw übertragen. PDFtoMusic Pro ist im Stande, solche Objekte direkt in Musiknotation zu übersetzen. Es ist daher keine echte OMR-Software, funktioniert jedoch für 50% Noten im WWW...

In reply to by whugemann

Als einer der aktiven Audiveris-Entwicklern möchte ich ein paar Kommentare zu diesem Produkt geben:

Audiveris ist momentan das einzige OMR-Programm im Bereich "Open-Source", das ständig weiter entwickelt wird. Das hat seine Vor- und Nachteile. Der größte Vorteil von Audiveris ist seine Portabilität: es läuft gleichwertig unter Windows, Mac OS X und Linux. Außerdem, kann der Quellcode von Menschen außerhalb des Entwicklungsteams eingesehen und verbessert werden.

Leider "hackt" es an folgenden Punkten:
--> mangelnde Beteiligung. Momentan sind wir zu dritt. Daher schreitet die Entwicklung langsam voran.
--> Audiveris hängt von einer Reihe weiterer Open-Source-Componenten ab. Stellenweise läßt deren Qualität zu wünschen übrig. Z.B. es gibt eine Reihe von PDF-Dokumenten, die Audiveris nicht öffnen kann. Das Problem liegt an Java-Bibliotheken für PDF. Wir haben insgesamt vier verschiedene Produkte getestet und KEINE(!) davon kann meine umfangreiche PDF-Sammlung 100%-tig fehlerfrei in Bilder konvertieren. Zum Schluss sind wir bei Ghostscript gelandet. Da diese Software in C++ programmiert wird, ergeben sich weitere noch zu lösende Probleme mit Installation platformspezifischer Softwarecomponenten.
--> es gibt leider kaum gute open-source OCR-Software. Audiveris verwendet Google's Tesseract Engine. Sie ist in sich nicht schlecht. Jedoch, ergeben sich weitere Probleme damit: es gibt keine stabile Java-Schnittstelle für Tesseract, die Installation ist schwierig (man muss alles selber kompilieren), keine Unterstützung für mehrsprachlige Dokumente, langsame Reaktion der Community auf Fehlermeldungen usw.

Wir sind dabei, Audiveris 4.2 zu veröffentlichen. Es enthält eine Reihe von Verbesserungen:
--> Unterstützung von Tesseract v3 und daher wesentlich bessere Texterkennung
--> Automatische Installation für Windows, Mac OS X und Ubuntu Linux
--> Detaillierte Anweisung zur manuellen Installation für andere Linux-Distros
--> Verbesserter PDF-Import via Ghostscript
--> Adaptive Binarisierung, um problematische Dokumente mit Schatten in Binärbilder umwandeln zu können

Weiterhin sind folgende Verbesserungen geplant (jedoch nicht in 4.2):
--> bessere Erkennung von Liedtexten
--> Unterstützung für Akkordsymbole
--> bessere Integration mit Musescore. Erstens, Musescore's MusicXML-Import enthält "Bugs". Daher werden einige fehlerfreien Audiveris-Dokumente fehlerhaft dargestellt. Zweitens, die Kommunikation zwischen Musescore und Audiveris verläuft in einer "Einbahnstraße": Audiveris-Plugin startet Audiveris App in batch mode ohne GUI, das gewünschte Dokument wird automatisch erkannt und die entsprechende XML Datei wird an Musescore zurückgegeben. Wenn man Glück hat, enthält die erkannte Partitur ein paar kleine Ungenauigkeiten, die schnell korrigiert werden können. Meistens aber führen sogar kleine rhythmischen Fehler (besonders bei mehrstimmigen Stücken) zu einem völlig unbrauchbaren Ergebnis - alles ist total durcheinander, so dass die manuelle Korrektur keinen Sinn mehr macht. Wir haben schon Ideen, wie diese Situation verbessert werden kann. Sie müssen nur noch umgesetzt werden.
--> automatische Korrektur von metrischen Fehlern

Das wars erstmal
Herzliche Grüße
Maxim

Die Downloadadresse für das Audiveris.Paket lautet:

http://audiveris.kenai.com/index.html ' (allgemeine Info)
http://kenai.com/projects/audiveris/downloads ' (die Installer-Pakete)

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Alle Welt geht immer stillschweigend davon aus, daß Musiknotation ein algorithmisch logisches, geschlossenes und vor allem wiederspruchsfreies System sei, das ein Musikstück genau und präzise beschreibe...

Auch wenn das dem Musiklehrer nun mal weh tut: DEM IST NICHT SO! Hehehe!

Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Musiknotation
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Beethoven_Klaviersonate_Nr_30.jpg

Und an alle selbsternannten Musikprofessoren hier mal die zugegeben provokative Frage: Schon mal was von "weißer Mensuralnotation" gehört, mit Wechsel zwischen proportio perfecta/imperfecta, mit musica ficta (= "erfühlten Versetzungszeichen") und vor allem: völlig ohne Taktstriche?

Selbst die Bearbeitung und Neusatz eines solchen "cantus firmus" aus der Renaissance im "Klassischen Notensatz" macht AudiVeris, aber auch andere Software jede Menge Ärger. Mein Wort drauf!

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Wenn Daten vorliegen, die mit dem Scanner eingelesen wurden, haben wir - insbesondere bei alten verknitterten Noten im Bucheinband, auf vergilbtem Papier mit vielen Fingerabdrücken - die aller-mieseste Ausgangsbasis für "Audioveris". ABER, und das wurde imho hier bisher nicht erwähnt: Man kann auch so eine "verrauschte" Grafik erst mit einem Grafikprogramm wie z.B. "Photoshop" oder "Paint.NET" grafisch überarbeiten (unerwünschte Bildteile entfernen, Verschärfen, Kontrast anheben), bevor man das dann als Zwischenergebniss an Audioveris verfüttert.

Wenn hingegen Daten vorliegen, die gleich von einem Notensatzprogramm (wie z.B. Lilypond) direkt in die .PDF-Datei geschieben wurde, so haben wir so gut wie keine störenden Bild-Informationen darin. Damit kann die OMR-Software Audiveris dann vielleicht mal zeigen, was sie kann.

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Ob man Notensatz-Fehler mit Audiveris oder mit MuseScore korrigieren sollte? Imho mit "Audiveris", denn da dies Programm ein lernfähiges "Neuronales Netz" enthält, kann es dadurch nur besser beim Erkennen werden.

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@ maximumspatium

Danke für Deine Hinweise und Tips. Du schriebst u.a.:

>ich prüfe zuerst, ob der Einsatz von OMR sinnvoll ist. Im Fall eines Klaviersatzes funktioniert die manuelle
Eingabe meistens viel schneller.

Maxim, da stimme ich Dir zu 100% zu! Einen Renaissance-cantus-firmus mit Audiveris/musescore bearbeiten: 8h. Neusatz von Hand mit MuseScore: 6h. Einige Übung bei der Eingabe vorausgesetzt, kann man mit MuseScore Noten manchmal schneller von Hand schreiben, als wenn man die Notationsfehler des Scanners beheben muß.

Die alte Erfahrung mit OCR (Optische Schrifterkennung) auf dem PC kann so 1:1 für OMR (Optische Musik-Erkennung) übernommen werden: Ohne menschliche Nacharbeit und Korrektur klappt das Scannen nicht! Und die kann dauern....

mfG

Pete

VENI. VIDI. MIDI... >B^[ ... und nun noch OMR!

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