Warum tönt es "komisch"?

• May 14, 2015 - 13:41

Um eine Unklarheit bezüglich eines Tones im Tenor auszutesten, habe ich aus der Bachkantate BWV 131, 3.Satz, Takt 26 aus einer alten Ausgabe aus dem Petrucci-Musikarchiv
(siehe attachtes pdf S. 18)
versucht den entsprechenden Takt (Seite18, erster Takt) auf MuseScore zu übertragen (siehe attachtes MS-File).

Wenn ich das abspiele stimmt etwas nicht - und ich habe keine Ahnung woran das liegt.

Ich vermute fast, dass es nicht ein Problem von MusScore ist - aber ich weiss nicht, wen sonst fragen ...

Ich habe praktisch keine musiktheoretischen Kenntnisse und kann deshalb nicht überprüfen, ob da bei der Vorgabe im pdf evtl. bei den Schlüsseln ein Fehler besteht ...

Ist hier jemand, die/der mir helfen kann?

Danke und Gruss
Ernst

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IMSLP01385-BWV0131.pdf 1.7 MB
BWV test.mscz 16.89 KB

Comments

Oboe und Fagott sind in der Ausgabe in dem PDF als transponierende Instumente geschrieben (was eigentlich nicht üblich ist). Das ist erkennbar daran, dass diese Stimmen in C-Dur stehen, die anderen in B-Dur. Diese beiden Instrumente müssten also eine große Sekunde nach unten transponieren, dann stimmt es. Außerdem musst du darauf achten, dass du die Noten dann richtig eingibst. Also die beiden Notenzeilen als transponierend einstellen, dann "Klingende Notation" deaktivieren und die Noten so eingeben, wie sie da stehen. Zur Kontrolle auf klingende Notation umschalten, dann müssten in allen Zeilen zwei b stehen.

Ich habe mal eine geänderte Version angehängt.

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BWV test-1.mscz 15.29 KB

In reply to by BurkhardS

Herzlichen Dank!

So etwas ähnliches hatte ich vermutet.
Ich habe wieder viel gelernt, nachdem ich mich über transponierende Instrumente im Internet zuerst informieren musste.
Wenn ich in ein paar Jahren pensioniert werde, kann ich all das Verpasste nachholen; ich habe nie ein Instrument gespielt und nicht gelernt Noten zu lesen. Ich habe zwar immer gesungen, aber immer nur "mit dem Musikgehör".

Bezüglich transponierender Notation bin ich fündig geworden:
http://www.idrs.org/publications/controlled/DR/DR9.1/DR9.1.Bukoff.html
"A different situation arises with Cantata 131. Baroque woodwinds, oboes, bassoons and flutes, developed in Paris in the latter part of the 17th century played at a pitch level of A = 4 10 Hz. (standard pitch for the period was A =425 Hz); in effect, these instruments were pitched a step lower, in the key of B-flat, than contemporary stringed instruments. This French style of woodwind instrument was prevalent throughout Europe, including Germany. If the double reed players at Muhlhausen were playing on instruments based on older French models, then their music would have to have been written a step higher than the strings. This is what appears in the scoring to Cantata 131, the winds are in A minor, the rest of the ensemble in G minor [Example three]. However, if the instruments were not of French derivation, then it is possible that the score is an example of Chorton tuning, and the strings and organ were the transposing instruments. In either case, a modern performance of the piece would be in G minor."

In reply to by BurkhardS

Um eine Stilblüte handelt es sich da gerade nicht. J. S. Bach war wie viele seiner Zeitgenossen, jedoch in einem besonderen Maße in der Lage, auf Besonderheiten wie die Beschaffenheit der verwendeten Instrumente Rücksicht zu nehmen und sie trotz Problemen zu integrieren. Die beschriebene Situation ist beileibe nicht einmalig, gerade bei J. S. Bach nicht. Die Stimmung von Holzblasinstrumenten und Orgeln läßt sich im Gegensatz etwa zu der von Streichinstrumenten nur bedingt um einen halben Ton, was eine ganze Menge ist, verändern. Das war auch schon zu J. S. Bachs Zeiten so. - Ich mache etwas Vergleichbares bis heute, etwa wenn ich mit dem Barockcello (es stimmt einen Halbton tiefer, und ich kann nicht hochstimmen, weil dann Saiten reißen) eine Sonate spielen und der Kantor auf einer in heutiger Stimmung üblichen Orgel mich begleiten will: Für diesen Fall lege ich dem Kantor eine Stimme vor, die einen Halbton nach unten transponiert ist. Solange nicht aus D-Dur Cis-Dur werden muß, sondern z. B. aus B-Dur A-Dur, funktioniert es auch für den jeweiligen Kantor passabel.

Viel Spaß weiterhin wünscht willi_aus_norddeutschland

In reply to by willi63

Bach hat da aber auch mit Oboe und Fagott nichts anderes gemacht, als das, was heute bei z.B. Trompeten und Klarinetten immer noch üblich ist, nämlich dem Musiker eine transponierte Stimme vorgelegt. Oboe und Fagott werden allerdings heute üblicherweise klingend notiert, damals anscheinend nicht. Das meinte ich mit Stilblüten.

In reply to by BurkhardS

Auch wenn das Problem inzwischen als solches längst erledigt gelten könnte ... möchte ich doch noch kurz auf den enthaltenen Irrtum im Vorposting eingehen.

Oboe (nicht z. B. Oboe d'amore oder andere Oboenverwandte) und Fagott (nicht z. B. Kontrafagott oder andere, modernere Fagottvarianten wie Fagottino o. ä.) konnten nie transponierend notiert werden, da ihre Stimmtonhöhe in Abhängigkeit von ihrer Bauart gegeben war bzw. ist und nur marginal verändert werden kann. Im vorliegenden Beispiel wurden also sowohl die Stimmen von Oboe und Fagott NICHT transponiert notiert, sondern - wegen der Stimmung der Orgel - die Continuostimme und - daran angepaßt - auch die Stimmen der anderen Streicher. Offenbar war der Kammerton der seinerzeit in der St.-Blasius-Kirche in Mühlhausen eingebauten Orgel sehr hoch und andererseits beim spielenden Ensemble offenbar die technische Möglichkeit vorhanden, die Saiten einen Ganzton höher einzustimmen, ohne daß sie gleich gerissen sind; sonst hätte Bach sich nicht für diese Notation entschieden. Streicher können leichter von der vorgegebenen Stimmung abweichen; das ist z. B. bei sog. Skordatur-Stimmungen fest vorgesehen.

Im vorliegenden Beispiel handelt es sich also bei den Streicherstimmen und der Continuostimme um transponiert notierte Stimmen, nicht jedoch bei der Oboen- und der Fagottstimme.

Weitere Hinweise dazu sind auch im Netz zu finden; u. a. http://www.idrs.org/publications/controlled/DR/DR9.1/DR9.1.Bukoff.html

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