Alte Musik: weiße Mensuralnotation

• 22. Feb 2022 - 18:52

Liebe Forumianer,

ich bin (nach ewigen Jahren Finale und später Lilypond) zum begeisterten MuseScore-User "mutiert" und schreibe eigentlich alles was ich brauche damit. ... Nun stand bzw. steht mal wieder eine Transkription alter Musik (weiße Mensuralnotation) bevor. Hier habe ich auch einige Foreneinträge diesbzgl. verfolgt, teils sind die aber in die Jahre gekommen, sodass ich nicht weiß, ob damit der aktuelle Stand abgebildet werden kann.

Für mich ergeben sich jedenfalls einige Fragen, für die ich leider noch keine Lösung - so eine existiert - parat habe. Nach einem kurzen allgemeinen "Was-möchte-ich" beschreibe ich die aufgetretenen Probleme in einer - hoffentlich kurzen - Liste.
Damit das Verhalten besser nachvollzogen werden kann habe ich hier ein entsprechendes *.mscz-File [1] bzw. *.pdf [2] (beide zeigen hier den gleichen Inhalt) und *.png [3] (Screenshot aus einer aktuellen Partitur) angefügt.

Ziel: möglichst quellentreue Übertragung der weißen Mensuralnoten in "moderne" Notenschrift. Deshalb übernehme ich die Notenwerte 1:1, d.h. Longa -> Longa; Brevis -> Brevis; Semibrevis -> Ganze; Minima -> Halbe ... etc..
Daraus ergeben sich bereits folgende Fragen:

1.) Ich hätte der besseren Übersichtlichkeit wegen das Stück gern im 4/2-Takt notiert. Das scheitert daran, dass die Longa darin nicht abgebildet werden kann (... dies offenbar da sie länger als 4/2 ist; eine andere Erklärung finde ich nicht; die Experimentelle über-den-Takt-hinaus-notieren Einstellung schaut anscheinend nur ob die jeweilige Note im folgenden Takt Platz hat und nicht ob evtl noch ein weiterer Takt dafür benötigt wird ... Platz hat sie also nicht, deshalb gehts nicht). Siehe Alte_Musik_TEST-Beispiel mit 4/2, die Longa wird dann zu Breven bzw. abenteuerlichen Breven mit Ligatur.

Wie man sieht klappts im 8/2-Takt ganz gut. - Der hat mir aber etwas zu wenige Mensurstriche ... gibts da eine Möglichkeit hier die fehlenden zu ergänzen?
Ausweichen auf eine Notation mit Ligaturen und die Longen z.B. in Breven aufzulösen kommt für mich nicht in Frage.

2.) Offenbar klappt eine Darstellung der Longen als über den Takt hinweg dauernde Pause nicht. Siehe dazu das erste Beispiel in 8/2: die Longa wird hier ständig in ganze Noten aufgelöst. Ich könnte zwar die Ganzen dann in Breven zusammenfassen, aber auch das ist eher eine technisch geschuldete Lösung, die nicht dem Notentext entspricht und ich deshalb gerne darauf verzichten möchte.
Im *.png-Beispiel [3] sollte bspw. in der ganz obigen Einkringelung stehen: Longa_Pause + Brevis_Pause.
Im mittleren feld wäre anstelle der beiden Ganzen_Pausen eine Brevis_Pause vorgesehen; und ganz unten müsste die Reihenfolge umgekehrt sein ... also zuerst Longa_Pause, dann die Ganze ... - gibt es hier irgendeinen Workaround? (oder mache ich was falsch? 90% der Fehler sitzen ja bekanntlich vorm Gerät)

Ich habe versucht das über Auflösungen in geringere Notenwerte z.B. anstelle von 16/2 (ich dachte, vielleicht krieg ich hier vernünftig eine Longa_Pause über den Takt rein - Fehlanzeige) 32/4 zu lösen, da es hier mal einen entsprechenden Thread (aus 2016 oder so im englischen Forum) als Workaround gab aber auch das hat nix gebracht ... (und ich würde nicht in dieser Taktart notieren, da mir ja 8/2 schon zu wenige Gliederungszeichen/Taktstriche hat)

So ... abschließend gibts noch "kosmetische" Fragen:

3.) das Incipit lässt sich ja recht gut mit einem horizontalen Rahmen erzeugen. Ists irgendwie möglich, hier eine eigene bzw. (noch besser) gar keine Akolladenklammer anzuzeigen? Im Beispiel habe ich den ersten Taktstrich beim Incipit versteckt, damit es wenigstens ein bisschen anders als die folgenden Noten aussieht.

4.) Kann man dem Incipit eine "fixe" Breite zuweisen? Also so, dass sich - auch wenn man in der anschließenden "echten" Musik etwas ändert, nicht ständig die Breite ändert ... dann wird das manuelle Positionieren der Mensuralnoten etwas umständlich.
Oder ist die Lösung diejenige: alles andere zuerst fertig layouten und sich am Schluss ums Incipit kümmern?
Ist das überhaupt eine der gängigen MuseScore-Praxis entsprechende Methode Incipits zu erzeugen?

... so. Das wars.
Vielen dank fürs Lesen ... und vielleicht hat ja der/die/* eine/r/* eine (vertretbare) Lösung für das eine oder andere angesprochene Thema für mich übrig,

mlbg
pjheinrich


Anhänge:
[1] *.mscz-File: Alte_Musik_TEST.mscz
[2] *.pdf-File: Alte_Musik_TEST.pdf
[3] *.png-File:
altemusik_fehler.png


Comments

Ich bin sei einigen Monaten aus Zeitgründen nur etwas rudimentär hier unterwegs, daher hab ich auch vermutlich all deine Detailfragen beachtet, aber ein paar Ideen (hab auch nur beispielhaft Dinge geändert, nicht für die ganze Partitur):

  • im 8/2 Takt funktioniert es ggfs., wenn du Taktstriche aus der Palette hinzufügst (automatische Platzierung im Inspekteur danach deaktivieren ((ich hab trotz der ein paar Jährchen, seitdem ich MuseScore nutze, diese Palette für eigene Partituren nie wirklich benötigt).
  • im 4/2 Takt müsstest du die Longa vermutlich faken: in einer zweiten Stimme eine halbe oder viertel Note eingeben, Sichtbarkeit für den Notenkopf deaktivieren (nicht für den Notenhals), ggfs. Wiedergabe deaktivieren
  • soweit ich weiß, ist derzeit für Incipits die gängige Vorgehensweise, diese am besten über das Bilderfassungswerkzeug einzufügen. In früheren Versionen war es möglich, auch die Sichtbarkeit für einzelne Systemklammern zu deaktivieren, mittlerweile nicht mehr

Bei weiteren Fragen gerne melden.

Anhang Größe
Alte_Musik_TEST1.mscz 29.29 KB

Antwort auf von kuwitt

Hallo kuwitt,

danke für deine Antwort, da sind - wie ich finde - durchaus spannende Ideen, die mir wohl weiterhelfen werden, dabei.
Vor allem das Einfügen der Taktstriche über die Palette war mir bisher gar nicht so geläufig ... dann könnt ich theoretisch meine 8/2-Notation behalten und die Mensurstriche ergänzen, wo sie benötigt werden.

Das Problem mit den Pausen kann ich aber dennoch nicht lösen noch ... evtl. hilft es hier die automatische Positionierung auszuschalten und dann Manuell die Reihenfolge der Pausenzeichen umzukehren ... falls z.B. rechnerisch nur Ganze-Brevis möglich ist und ich aber gerne Brevis-Ganze angezeigt haben möchte.

Überhaupt könne ich vllt. in größeren Abschnitten "regulär" notieren, z.B. in 16/2-Takten und dann die Mensurstriche manuell setzen ... ich weiß zwar nicht welche Konsequenz das hätt, außer dass man z.B. bei Layoutfragen nicht mehr so flexibel ist (Zeilenumbrüche/Stauchen usw. ...) ... und deshalb trau ich mich gerade noch nicht alles umzubauen, nur damit das "Pausenproblem" gelöst ist ...

LG
pjheinrich

Antwort auf von peterjoachimh

Bin mit Mensuralnotation nur bedingt vertraut, aber meines Wissens nach fährt man am einfachsten damit, wenn man alle Takte vereinigt (es sei denn, sie passen nicht mehr in ein System, dort muss man doch den Takt aufspalten, von der Taktzählung ausschließen und ggfs. den Taktstrich unsichtbar markieren) und danch die Menuraltakstriche aus der Palette hinzufügt. Sollten nicht dadurch auch wie gewünscht die Pausen darstellbar sein (sie letztes Beispiel im Anhang)?

Anhang Größe
Alte_Musik_TEST1.mscz 30.39 KB

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